Ja, so ein Tsunami ist schon was Feines für die deutsche Presse. Gut, der Tsunami wirbelte leider nicht durch den deutschen Bundestag, aber da ist auch alles doppelt und dreifach mittels schwarzer Köfferchen beschwert, da wäre so oder so alles an seinem Platz geblieben.

Aber zurück zum wuschigen Wirbelwind...Man muss sich schon wundern, aber wenn es stimmt, was die deutsche Reporterszene abseits der Berichte über sich selbst zu berichten weiß, dann weilen in Asien mehr Europäer als Einheimische. Kein Wunder, daß die Republik der Jugend ermangelte, waren die Buben und Mädchen doch offenbar alle mit ihrer Patchworkfamilie als Tsunamisurvivors beschäftigt.

Kein Tag vergeht, daß nicht ein blonder Bube drömelig in eine Kamera schaut und unter seinem Bild heroische Zeilen sich gegenseitig überbieten. Eine Meldung nach der Anderen klingt mehr nach Kitsch und Blockbuster- anstelle der Einheimischen, welche oftmals Haus, Hof, Vergangenheit und Zukunft verloren haben, interviewt man lieber deutsche Uschis und Walters, die zusammen mit ihren Jaquelines und Kevins gelaufen sind "wie damals der Oppa, als der Russe kam".

Achja, und Spendenmarathon ist auch angesagt. Ein Land, daß pro Kopf gerechnet für seine eigenen Obdachlosen im Jahr vielleicht 90 Cent aufwendet, stilisiert sich hier zum Retter in der Not. Und ganz wichtig, wenn man was spendet, dann muss man es so oft rum erzählen, daß es den gespendeten Betrag ums Zehnfache übersteigt.

Ja, Tsunamis sind nicht schön. Auch nicht schön ist aber die offenkundige Ignoranz und der überbordende Selbstdarstellungstrieb der vermeintlichen Retter, Helfer und Spender, Medien...